Antike französische
Großuhren
- Sammler-Journal, Januar 1999 -
Ein architektonischer Aufbau, zwischen zwei oder mehr Säulen mit Architrav die Uhr mit dekorativem Pendel. Marmorpfeiler und -sockel, antikisierende Messing- oder Bronzeappliken: eine Kurzbeschreibung der französischen Portaluhr. Sie gehört (mit ihrer Wiener Schwester) zum Grundstock am Uhrensammler-Markt.
Schon am Eingang tickt es: Eine Portaluhr des 19. Jahrhunderts empfängt den Besucher. Dann verstärkt sich das Ticken, vielfältig tönt Stundenschlag, Comtoiser- und Cartel-Uhren hängen an den Wänden, Pendulen stehen auf Konsolen, in Vitrinen und auf Tischen: Wir sind bei Hans Eichler in Stolberg bei Aachen.
Nachdem das Auge sich beruhigt hat, stellt der zweite Blick fest: Alles stammt aus Frankreich. Woher kommt denn diese Vorliebe, gilt sie nur den Uhren, gilt sie auch dem Land? "Ach", lacht Hans Eichler, "als Schüler habe ich Französisch gehaßt. Ich war der einzige in einem Kurs, der wirklich Anfänger war. Alle anderen besaßen bereits Vorkenntnisse, hatten sich aber ebenfalls als Anfänger eingetragen. Meine Zensuren fielen entsprechend aus."
Noch als Student der Betriebswirtschaft blieb die Abneigung. Die Wende? Sie kam in Oberschwaben, als Hans Eichler bei einem Flohmarktbesuch eine Comtoise fand, neben der ein Pendel lag. "Bei einem Bekannten hing im Wohnzimmer eine Comtoise. Ich hatte sowas also schon mal gesehen", erinnert er sich. Und jetzt lag ein Exemplar vor ihm und der Preis von 1200 Mark schien angemessen. Stolz zeigte der Zwanzigjährige seinem Bekannten das Stück. "Paß mal auf, mein Junge", mußte sich der Enttäuschte anhören. "Die Uhr besitzt ein Ankerwerk, das Pendel, das du dazugekauft hast, gehört aber zu einer Spindelganguhr." War das aufkeimende Interesse an Uhren schon zu Ende, bevor es begonnen hatte? Aufgeben? Nicht bei Hans Eichler! "Ausführlich beschäftigte ich mich mit der Materie. Mein Faible für Comtoiser Uhren nahm rasch zu. Und irgendwie fand ich die passende Uhr zum Pendel, und ein stimmiges Pendel zur Uhr." So fing es an, vor gut zwanzig Jahren.
Der nächste Schritt erfolgte, als Hans Eichler mit einer Marketing-Agentur im Pharmabereich selbständig wurde und in seinem Besprechungsraum Uhren die Wände schmückten. Der eine oder andere Gast fragte nach, ob er denn auch ein solches Stück erwerben könne. Er konnte, mit Hans Eichlers Hilfe. Und der Uhrenhandel entwickelte sich weiter: Sein erster Messebesuch als "Händler" fand vor rund zehn Jahren statt. Auf einem kleinen Antikmarkt. Dort gab ihm ein Kollege den Tip, neben seinen Wanduhren doch auch Tisch- und Kaminuhren zu präsentieren. Gesagt, getan. Wieder mußte er lernen, vieles lesen und sich aneignen. Befreundete Uhrmacher halfen mit ihren Erfahrungen. Zunächst agierte er ein bißchen ziellos. "Ich war mal ganz verrückt nach Laternenuhren", gesteht er. Aber schließlich gefielen ihm auch andere Uhrentypen. Heute, nachdem er längst sein Hobby zum Beruf gemacht hat, umfaßt sein Uhrenangebot die gesamte Bandbreite der französischen Uhrenbaukunst. Dabei nehmen die Portaluhren eine zentrale Stelle bei ihm ein. Unter dem Vorbehalt, daß sie französischen Ursprungs sind. Und er mag keine Holzuhren. "Das ist halt eine Frage des persönlichen Geschmacks", meint der Stolberger und fügt lachend hinzu: "Man sagt ja, daß die Engländer die solidesten Uhren bauten, die Deutschen die billigsten und die Franzosen die schönsten."
Säulenpendule, Louis seize, mit Stiftenhemmung und Zentralsekunde. Frankreich, um 1780. Schwarzer Marmor mit aufwendigen, feuervergoldeten Bronzen. Im Sockel: Plakette mit musizierenden Engeln, vier Säulen mit Kapitellen, signiertes Zifferblatt „Le Comte à Paris“ (vgl.Tardy S. 359). Zentralsekundenzeiger, schweres messergelagertes Sonnenpendel. H 50 cm, B 33 cm, T 14 cm.
Empire Säulenpendule, Bronze. Frankreich, um 1810. Feuervergoldet, typische Empire-Elemente. Zwei verzierte Rundsäulen mit Kapitellen zwischen rechteckigem Unter- und Oberteil. Pariser Pendulenwerk mit Schlag auf Glocke. H 40 cm, B 25 cm, T 9 cm.